Sehr selten und erhaltenswert

Eine 25m lange und 4m hohe Buchsbaumhecke in Fellingshausen

Die Hecke reicht weit über das Schuppendach
Buchsbaumzünsler-Schaden

Sie wächst in der Marschallstraße unweit der Gaststätte „Zur Post“. Schon vor zwei Jahren wollte ich über sie schreiben, jetzt ist es aber höchste Eisenbahn. Denn seit diesem Jahr gibt es in einigen Ortsteilen Biebertals einen Schädling des Buchsbaums, den Buchsbaumzünsler – und leider hat es auch diese ungewöhnliche Hecke erwischt.

Der Buchsbaumzünsler ist ein nachtaktiver Schmetterling und macht die üblichen Entwicklungsstadien durch (Eier – Raupe oder Larve – Puppe – Schmetterling). Als Raupe frisst er den Strauch kahl. *

Buchsbaum scheint im Verlauf des Jahres „nur grün“ zu sein. Er blüht aber auch – das ist für Bienen wichtig – und er bildet Früchte. Den meisten Menschen fällt er nur auf, wenn er in besondere Formen geschnitten wird.

Was ist an der Hecke in der Marschallstraße so besonders?
Die Mehrheit der Buchsbaumhecken sind Einfassungen in Kniehöhe, sehr stark verwendet im 18. Jahrhundert während des Barock oder als Einfassung in Bauerngärten. 1m hohe Hecken kommen gelegentlich vor. Die Art Buxus sempervirens var. arborescens kann bis zu 8 hoch werden Etwa 6m hohe Sträucher kenne ich aus dem Hermannshof in Weinheim bzw. aus Meersburg am Bodensee. Eine Hecke in dieser Höhe wie in der Marschallstraße habe ich noch nirgends gesehen.

Der Eichenast müsste unbedingt entfernt werden
So sieht die Hecke von der Seite aus (12.09.2020)

Ich plädiere dafür diese Hecke zum Naturdenkmal zu erklären!

Zitiert von Untere Naturschutzbehörde Kreis Gießen:  Gehölze als Einzelbäume oder Hecken sind wichtiger Teil dörflicher und ländlicher Lebensräume, die vor allem mit zunehmendem Alter einen hohen Wert für den Naturschutz und die Landschaft haben. Im Hessischen Naturschutzgesetz heißt es in § 14: (1) Naturdenkmale sind rechtsverbindlich festgesetzte Einzelschöpfungen der Natur, deren besonderer Schutz
1. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder
2. wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit
erforderlich ist.

Jetzt ist allerdings Eile geboten, damit der Buchsbaum-Zünsler die Hecke nicht auffrisst. Ich habe bereits vor mehreren Wochen auf den Befall aufmerksam gemacht. Inzwischen habe ich erfahren, dass das Gelände, auf dem die Hecke steht, der Gemeinde gehört.

Unten links eine Schlehe, die entfernt werden müsste
Nahaufnahme des anfänglichen Schadens


In großen Gärten und Parks, aber auch in Privatgärten wird der Buchsbaumzünsler erfolgreich mit Bacillus thuringiensis bekämpft. Da andere Schmetterlinge nicht im Buchsbaum leben, können sie auch nicht getötet werden. Und weitere Tiere werden nicht gefährdet.

Buchsbaum ist eine sehr alte Kulturpflanze. Unsere Vorfahren haben das Holz gerne für Werkzeuge, z.B. in sehr früher Zeit als Grabstöcke genutzt. Außerdem machte man kleine sehr haltbare Gefäße daraus. Der Name Buxus, Buchs leitet sich vermutlich vom griechischen Wort pyxos ab, und das heißt Dose. Auch im englischen Wort „box“ steckt der Buchs. Buchsbaum war früher ein wichtiger Bestandteil für Sträuße und Kränze zur Hochzeit, Konfirmation oder Kommunion. In manchen Gegenden wurden Buchszweige auch als Palmzweige für Palmsonntag verwendet. In der Abtei Himmerod nahe Bitburg heißt ein Wald deshalb Palmenwald. Die Bäume sind seit 1938 Naturdenkmal.

Weitere Informationen demnächst unter Haus und Garten

Alle Fotos: Eveline Renell am 12. 09. 2020
Informationen: Hermannshof Weinheim, Arboretum Härle in Bonn
http://www.hortipendium.de/Buchsbaumzuensler