25 Jahre Natur- und Vogelschutzverein Fellingshausen

Auf der 1. Etage des Backhauses ist der Verein zu finden.

Tag der offenen Tür und festlicher Abend
In den Vereinsräumen beginnen die Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum am 11. September um 15 Uhr. Beim Tag der offenen Tür steht das Vereinsdomizil allen offen. Es gibt Infotafeln und Schauwände, natürlich stehen die Mitglieder für Fragen zur Verfügung. Kaffee, Kuchen und Getränke frei. Die Türen des Backhauses schließen sich um 18 Uhr. Dann geht es mit dem offiziellen Teil weiter im Gasthaus „Zur Post“. Zu den Ehrengästen gehören der Vorsitzende des NaBu-Kreisverbandes Gießen, Dr. Achim Zedler, Bürgermeister Thomas Bender und Ortsvorsteher Rudi Gerlach. Schriftführerin Constanze Gude wird als Chronistin die Geschichte des Vereins offenlegen und Michael Gerth von den „Jungfüchsen“ berichten. Geehrt werden die Gründer und alle im Gründungsjahr hinzugekommenen Mitglieder. Auch der inzwischen verstorbenen Mitglieder wird gedacht.

Biebertal (m). Vor 25 Jahren wurde der Natur- und Vogelschutzverein Fellingshausen gegründet – und kann stolz sein auf das Erreichte. Am 20. September 1985 wurde der NVF im Landgasthof „Zum Dünsberg“ aus der Taufe gehoben. Zu den Gründern gehören Reinhard Schleenbecker, Hans-Dieter Kienholz, Walter Pausch, Klaus Giß, Arnold Schmidt, Karl Mauracher, Michael Gerth, Ewald Kienholz, Martin Waldschmidt, Herbert Hörr, Johann Reindl, Werner Gerlach, Dieter Haus, Rolf Gerth und Andreas Wagner sowie die beiden inzwischen verstorbenen Mitglieder, Hans-Martin Velten und Heinz Waldschmidt. Wer mit wachem Auge und Sinn für die Natur einen Spaziergang durch die Gemarkung von Fellingshausen unternimmt, wird wahrnehmen, was durch ehrenamtliches Engagement der Mitglieder bewegt wurde. Durch Pflanzaktionen, Anlegen von Feuchtbiotopen und Pflegearbeiten wurde nicht nur der Lebensraum für eine artenreiche Flora und geschaffen, erhalten und verbessert, sondern auch das Landschaftsbild geprägt. Schutz und Hilfe für gefährdete Tier- und Pflanzenarten, insbesondere Vögel der „Roten Liste“, sind Programm.
Reinhard Schleenbecker – der am heutigen Dienstag übrigens seinen 81. Geburtstag feiert – wurde von der ersten Mitgliederversammlung im Oktober 1985 zum Vorsitzenden gewählt. Bis 1998 stand er an der Spitze, bevor Rolf Gerth seine Nachfolge antrat und bis heute die Geschicke des Vereins lenkt, der 86 Mitglieder plus 50 Kinder und Jugendliche zählt.

Sorge für 275 Nistkästen
Was man nach Vereinsgründung vorfand, war ein durchaus üppiger Bestand an alten Obstbäumen sowie anderer Gehölze. Die galt es zu erhalten. Durch die Kommune wurden Neupflanzungen finanziert, durch die der Bestand so sukzessive ergänzt wurde. Unter sach- und fachkundiger Anleitung Mitwirkung der NVF-Mitglieder konnten bislang über 200 hochstämmige Obstbäume gepflanzt werden. Pflanzschwerpunkte waren die Gemarkungsbereiche Bauroth, Langer Wald und der Weg zum „Stumme Loch“. Hinzu kamen an anderen Stellen Pflanzungen von 70 weiteren großwüchsigen Bäume wie beispielsweise Feldahorn und Winterlinde und von weit über 300 sonstigen Feldgehölzen, allesamt ausgewählt unter dem Aspekt Standortgerechtigkeit. Über alles hat der Beisitzer und ehemalige Schriftführer Walter Pausch genau Buch geführt. Das mit 6000 Quadratmeter größte geschlossene Areal, das der Verein bearbeitete, umfasst den ehemaligen Tagebau am „Stumme Loch“. An vielen anderen Stellen wurden außerdem kleine Teiche und Tümpel angelegt.

Große Aufmerksamkeit widmet man nach wie vor dem Vogelschutz:
Arbeiten sind da das Aufhängen, Kontrollieren und Reinigen sowie Nummerieren der Nistkästen und das Registrieren des Besatzes. 275 Nistkästen und Bruthöhlen wurden aufgehängt und werden betreut. Der Vorsitzende ist auch Beauftragter der Vogelschutzwarte Hessen. Für den Vorder-, den Hinter- und den Kehlbach existieren Bachpatenschaften und eine solche hat der Verein auch für ein Privatgrundstück, das Bruhn’sche Grundstück, übernommen. Im Laufe der Jahre wurden 45 Ruhebänke in Feld, Wald und Flur aufgestellt, die ebenfalls immer in Schuss gehalten werden müssen.

Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, um glaubwürdig zu sein und die Menschen für den Umwelt- und Naturschutz zu sensibilisieren, im günstigsten Fall zum Mitmachen zu gewinnen, sagt Rolf Gerth.
Großes Ziel ist, den Natur- und Umweltschutzgedanken in den Köpfen zu verankern.

Der Verein lädt zu naturkundlichen Wanderungen ein, unternimmt Tagesfahrten, wirkt bei der „Aktion saubere Landschaft“ und bei Arbeiten der Landschaftspflegegemeinschaft mit und ist fester und wichtiger Bestandteil der Dorf- und Vereinsgemeinschaft. Kein Brunnenfest ohne die Mitwirkung des NVF, der auch Heimatpflege betreibt. Um an den Bergbau zu erinnern, der lange Zeit den Alltag auch der Fellingshäuser mitbestimmte, wurde ein Wagen der Eisenerz-Förderanlage nachgebaut. Mit dem erregte man bei Ochsenfesten in Wetzlar und bei Hessentagen schon viel anerkennende Aufmerksamkeit.

Im April vor zwölf Jahren gab es weiteren Aufschwung im Verein – die Gründung einer Jugendgruppe sichert den Bestand der Mitglieder. Mit Engagement und Ideenreichtum, mit Sachkenntnis und viel Herz leitete Michael Gerth die „Jungfüchse“. Rund 50 Mitglieder zählt die Gruppe – nicht immer sind sie vollzählig bei den unterschiedlichen Unternehmungen und auch nicht alle bleiben bei der Stange, aber noch keines ist dümmer geworden. Lehrer der Grundschule Fellingshausen „Am Keltentor“ bestätigten bei den Feierlichkeiten zum zehnten Geburtstag der „Jungfüchse“, dass diese Kinder einen deutlichen Wissensvorsprung beim naturkundlichen Unterricht hätten.

Gabi Seibert und Petra Dönges unterstützen Michael Gerth bei der verantwortungsvollen Aufgabe und Anfangs waren auch noch Heike Arnold und Bettina Kienholz als Helfer mit dabei. Da werden Nachtwanderungen organisiert und tagscheue Tiere beobachtet, pflanzenkundliche Wanderungen unternommen, da geht’s in den Wald, um den Waldarbeitern beim Fällen von Bäumen über die Schultern zu schauen und zu erfahren, wie früher mit Pferde Holz gerückt wurde und welcher technischer Wandel sich durch den Einsatz von Erntemaschinen vollzogen hat. Zu den „Jungfüchsen“ zu gehören, ist eben immer ein Erlebnis. Eisdielen- und Schwimmbadbesuche oder Zeltlager runden das Programm ab. Die Bemühungen des Vereins um den Nachwuchs wurden belohnt mit dem Agenda-Preis der Gemeinde 2005 und ein Jahr später wurde die gleiche Auszeichnung den „Jungfüchsen“ selbst zugesprochen. Die waren sogar im Fernsehen, als vor gut drei Jahren der HR mit dem „Dollen Dorf“ in Fellingshausen Station machte und das Team um Jens Kölker im altehrwürdigen Backhaus filmte.
Dort wo einst die Ratsstube war, über der „Backstobb“, befinden sich die Räumlichkeiten des NVF, die dieser seit sechs Jahren nutzt.

Der Vorstand im Jubiläumsjahr
Vorsitzender Rolf Gerth; 2. Vorsitzender Willi Römer; Kassiererin Sigrid Balser; Schriftführerin Constanze Gude; Stellvertr.Schriftführer Volker Mattern; Beisitzer Ewald Kienholz, Walter Pausch; Beisitzer Jugendgruppe Jonas Rentrop, Klaus Gerlach; Jugendleiter Michael Gerth. Stellvertretende Jugendleiterin Gabi Seibert. (Foto: Archiv, m)

Quelle: Gießener Allgemeine, 20.08.2010, Volker Mattern
https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/biebertal-ort848760/jahre-natur-vogelschutzverein-fellingshausen-12122997.html